Der Aufstieg des Souveränen Arbeitsplatzes: openDesk – Ihre Open-Source-Alternative zu Microsoft und Google

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Datenschutz ist wichtig – wir alle wissen das und dennoch senden wir E-Mails mit Microsoft und laden Dateien bei Google hoch. Freie und Open-Source-Alternativen sind in ihrer einzelnen Version manchmal einfach nicht attraktiv genug. Das wird sich jetzt ändern! Eine Gruppe von Open-Source-Software-Anbietern arbeitet derzeit gemeinsam an einem Projekt, um genau das anzubieten, was viele Menschen vermissen: Ein Souveräner Arbeitsplatz – die offene und (kosten)freie Alternative zu Hyperscalern wie Microsoft, Google und Co.

Geballte Fakten über das Projekt Souveräner Arbeitsplatz
Was: Ein digitaler Arbeitsplatz, bestehend aus einem Paket an freien Open Source Softwares
Hauptzielgruppe: Der öffentliche Sektor in Europa
Rechenbare: Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), vertreten durch ZenDiS
Hersteller: Univention, Open-Xchange, Nextcloud, OpenProject, Collabora, Nordeck, Element und XWiki
Wann: Die Veröffentlichung der ersten Version ist für Ende 2023 geplant

Lesen Sie den Artikel, um zu erfahren, warum wir einen digitalen Souveränen Arbeitsplatz auf Open-Source-Basis benötigen und inwiefern dieser Ihnen bald eine echte Alternative bieten wird, um Sie von der Last der Abhängigkeit und der Anbieterbindung zu befreien.

  1. Warum brauchen wir einen Souveränen Arbeitsplatz?
  2. Was ist die Idee hinter einem Souveränen Arbeitsplatz?
  3. Wer nimmt am Souveränen Arbeitsplatz teil?
  4. Nächste Schritte: Pläne für den Souveränen Arbeitsplatz

Warum brauchen wir einen Souveränen Arbeitsplatz?

Die Digitalisierung ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Sie wächst stetig – in einigen Branchen und Unternehmen schneller als in anderen. Die Kluft zwischen hochgradig digitalisierten und immer noch recht analogen Organisationen vergrößert sich mehr und mehr. Und es geht nicht nur um den High-Tech-Standard der Hardware, sondern auch um das Verstehen von digitalen Produkten und Softwares, welche seit langem Teil unseres täglichen Lebens sind, sowohl beruflich als auch privat.

Viele Menschen und Organisationen sind sich noch nicht ganz der Folgen des Datenaustauschs in der Cloud bewusst – und was mit ihren Daten passiert.

Warum beantworten Sie nicht ein paar Fragen, für sich selbst oder Ihre Organisation: Mit welchem (digitalen) Werkzeug…

  • lesen und schreiben Sie E-Mails?
  • videochatten Sie mit Ihren Kolleg:innen oder Freund:innen?
  • laden Sie Dateien hoch und teilen diese?
  • verwalten Sie Ihre Projekte und arbeiten mit Kolleg:innen zusammen?

Wahrscheinlich haben Sie an mindestens einen der großen ‘Global Player’ gedacht: Google, Microsoft, Apple, Zoom, … – alles US-Unternehmen, die über enorme Macht und Einfluss verfügen. Der Umstand, dass ein paar wenige Anbieter Zugriff auf sehr viele persönliche und sensible Daten haben, befördert uns in eine starke Abhängigkeit.

Warum verwenden wir diese Produkte weiterhin, obwohl wir die Kontrolle über unsere Daten abgeben und sie in die nicht gerade besten Hände externer US-Unternehmen legen?

Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten:

  • Sie sind größtenteils kostenlos (obwohl wir wahrscheinlich mit unseren Daten bezahlen)
  • Sie bieten ein ganzes Paket an Tools auf einmal (z.B. Microsoft Office)
  • Sie verfügen über leistungsstarke Funktionen, aufgrund starker finanzieller Ressourcen
  • Wir kennen keine Alternativen

Es scheint, als ob wir nicht wirklich eine Wahl hätten. Open-Source-Alternativen sind oft autonome Tools und werden neben dem Konsortium großer globaler Akteure kaum wahr genommen. Dennoch wollen wir, insbesondere im (europäischen) öffentlichen Sektor, alles in unserer Macht Stehende tun, um aus unserer Abhängigkeit von US-amerikanischen Hyperscalern herauszukommen. Wir wollen weniger abhängig werden, insbesondere von US-Hyperscalern, und endlich die Kontrolle über unsere Daten zurückerlangen.

An dieser Stelle haben wir großartige Neuigkeiten für Sie: Ein Open-Source-Konsortium mit zahlreichen Anbietern arbeitet unter der Leitung des Bundesministeriums des Inneren und der Heimat (BMI) hart mit Dataport zusammen. Das Ziel: Eine echte Alternative zu diesen digitalen Giganten bieten – einem digitalen Soveränen Arbeitsplatz für den öffentlichen Sektor!

Um mehr über die Bedeutung digitaler Souveränität zu erfahren, schauen Sie sich Zendis an – eine deutsche Plattform mit dem Ziel, die öffentliche Verwaltung auf dem Weg zur technologischen Selbstbestimmung zu begleiten.

Was ist die Idee hinter dem Souveränen Arbeitsplatz?

Wir haben über Gründe gesprochen, warum die meisten von uns immer noch an Microsoft, Google und Co. festhalten. Das Ziel des Souveränen Arbeitsplatzes ist es, genau dies zu bieten: einen echten alternativen digitalen Arbeitsplatz zu schaffen, frei in allen Bedeutungsmöglichkeiten des Wortes, und mit großartigen Tools, die einfach in Kombination noch besser funktionieren als für sich alleine gesehen. Und während das Projekt in den letzten Jahren noch in den Kinderschuhen steckte, schreitet es nun mit großen Schritten voran!

Update September 2023: Die Initiative dieses Projekts hat sich nun für einen Namen für den Souveränen Arbeitsplatz entschieden: openDesk.

Open-Source-Softwarelösungen haben auf europäischer Ebene viel mehr an Anerkennung und Bedeutung gewonnen. Die Europäische Kommission fördert aktiv den Einsatz von Open Source Software durch ihre “Open-Source-Software-Strategie 2020 – 2023”. Open Source ist ein Lizenzmodell, das den Benutzenden das Recht einräumt, die jeweiligen Komponenten anzusehen, weiterzugeben und zu verändern. Das macht Open Source zu einem grundlegenden Merkmal für die Datenunabhängigkeit. In Deutschland verwenden bereits 86% der Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern Open-Source-Softwarelösungen (Quelle: cio.bund.de).

Wir als OpenProject sind sehr stolz, Teil dieses großen Projekts zu sein, zusammen mit starken Open-Source-Partnern, unter der Leitung von Dataport, und gesteuert durch das Bundesinnenministerium (BMI), das diesen Souveränen Arbeitsplatz als Referenzimplementierung gewählt hat, um zu zeigen, dass Open Source eine echte Alternative sein kann. Besonders die öffentliche Verwaltung wird vom Souveränen Arbeitsplatz sehr profitieren.

Der Grundgedanke des Souveränen Arbeitsplatzes ist es, ein Paket digitaler Werkzeuge anzubieten, welche alle kostenlos und vor allem quelloffen und souverän sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Umsetzung des Souveränen Arbeitsplatzes folgende Merkmale von grundlegender Bedeutung sind:

  • Open Source: Alle angebotenen Module werden freie und quelloffene Softwares sein, deren Softwarepakete im Open CoDE Repository veröffentlicht werden.
  • Modularität: Behörden können individuell entscheiden, welche Module für den Souveränen Arbeitsplatz verwendet werden.
  • Austauschbarkeit: Produkte können im Laufe der (weiteren) Entwicklung flexibel ausgetauscht werden, ohne die gesamte Funktionalität zu beeinträchtigen und dabei die architektonischen Grundlagen zu beachten.
  • Interoperabilität: Der Souveräne Arbeitsplatz wird in einer heterogenen Softwarelandschaft nutzbar sein, z.B. durch Anbindung an bestehende (Fach-)Anwendungen über Schnittstellen und APIs.

Die Software-Anbieter für den Souveränen Arbeitsplatz wurden nach Kriterien ausgewählt, um besonders im öffentlichen Sektor wichtige Funktionen abzudecken. Zum Beispiel: Textverarbeitung und Tabellenkalkulation, Projektmanagement, Zusammenarbeit und Datenaustausch, Kommunikation per E-Mail und Kurznachrichten.

Wer nimmt am Souveränen Arbeitsplatz teil?

Die Basis für den Souveränen Arbeitsplatz bildet das Phoenix Projekt von Dataport, das bereits seit 2020 existiert. Ein weiterer wichtiger Teilnehmer am Souveränen Arbeitsplatz ist Open CoDE, die gemeinschaftliche Open Source Plattform der öffentlichen Verwaltung. Die ersten Softwarepakete wurden nun im Open CoDE Repository für den Souveränen Arbeitsplatz veröffentlicht. Wir empfehlen sehr, sich bei Open CoDE anzumelden, falls Sie an Open Source bezogenen Verwaltungsthemen interessiert sind.

Werfen wir nun einen Blick auf die Komponenten des Souveränen Arbeitsplatzes sowie auf die speziellen Open-Source-Software-Anbieter, hier grob in ihre Anwendungsbereiche aufgeteilt:

Produktivität und Zusammenarbeit Kommunikation Infrastruktur
Nextcloud**: Gemeinsame Nutzung von Dateien Element: Messenger Univention: IT-Infrastruktur
OpenProject: Projektmanagement Open-Xchange: E-Mail-Anbieter
Collabora Online: Textverarbeitung, Präsentationen und Tabellenkalkulation
XWiki: Wiki-Plattform
Nordeck: Whiteboards (als Widget für Element)

Logos der Anbietenden und Teilnehmenden des Souveränen Arbeitsplatzes

Die Rolle von OpenProject im Souveränen Arbeitsplatz

Effizientes Projektmanagement und Zusammenarbeit sind ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Arbeit im öffentlichen Sektor. Wir nehmen dieses Projekt sehr ernst und stecken viel Arbeit und Leidenschaft in die Entwicklung von spezifischen Features für den Souveränen Arbeitsplatz.

Aber wir sind uns auch bewusst, dass eines der Hauptziele dieses Projekts die Schaffung einer integrierten Komplettlösung ist. Deshalb haben wir eine Zusammenarbeit mit Nextcloud, dem führenden Open-Source-Anbieter für das gemeinsame Nutzen von Dateien, begonnen. Seit 2022 bietet OpenProject eine Nextcloud Integrationan, die von einem ausgewählten Team von OpenProject Entwicklern kontinuierlich verbessert wird.

Nächste Schritte: Pläne für den Souveränen Arbeitsplatz

Zurzeit (August 2023) befindet sich der Souveräne Arbeitsplatz noch in der Entwicklung – die Veröffentlichung einer ersten Basisversion ist für Ende 2023 geplant. In Zukunft wird jeder IT-Dienstleister im öffentlichen Sektor den Souveränen Arbeitsplatz für seine Kund:innen betreiben können, da dieser betreiberunabhängig konzipiert ist.

Obwohl die Hauptzielgruppe des Souveränen Arbeitsplatzes der öffentliche Sektor ist, werden auch andere Organisationen und Unternehmen davon profitieren. Was OpenProject betrifft, so haben wir durch die Zusammenarbeit mit dem BMI bereits einige großartige Funktionen für den Souveränen Arbeitsplatz in Auftrag gegeben. Zum Beispiel war der PDF-Export von Arbeitsplänen eine Funktion, die durch den Souveränen Arbeitsplatz initiiert wurde und bald mit OpenProject 13.0 veröffentlicht wird. Weitere Funktionen werden folgen, also halten Sie die Augen offen!

Die Vision des Souveränen Arbeitsplatzes ist es, eine echte Open-Source-Alternative in ganz Europa anzubieten. Auch wenn das Projekt in Deutschland initiiert wird, beobachten andere europäische Regierungen das Projekt nicht nur, sondern haben bereits teilweise Interesse an einer eigenen Teilnahme bekundet. Wir freuen uns sehr und fühlen uns geehrt, Teil dieser Reise zu sein.

Falls Sie über den technischen Fortschritt des Souveränen Arbeitsplatzes informiert bleiben wollen, sehen Sie sich das Projekt auf GitLab an.