Lasern im Mikrometerbereich: OpenProject bei 3D-Micromac in Chemnitz

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Laser sind heutzutage das Tool der Wahl, wenn es darum geht, sehr, sehr kleine Strukturen zu bearbeiten oder zu erstellen. In Bereichen unter 5 Mikrometer ist die Auswahl geeigneter Werkzeuge sehr klein und die Qualitätsanforderungen hoch. In den letzten 20 Jahren hat sich die 3D-Micromac AG als einer der führenden Spezialisten für Lasermikrobearbeitung etabliert. Am Chemnitzer Standort entwickelt das Unternehmen Verfahren, Maschinen und komplette Anlagen, die neue Wege in der Produktion von Halbleiter-Elementen, High-Tech-Gläsern sowie in der Material-Analyse beschreiten. Damit die Marke 3D-Micromac auch in Zukunft „für leistungsfähige, anwenderfreundliche und zukunftsorientierte Prozesse mit größter Produktionseffizienz“ steht, arbeiten knapp 200 Mitarbeiter auf dem Technologie-Campus, gleich hinter dem Veranstaltungsort der Chemnitzer Linux-Tage.

Solarzellen, LEDs, intelligentes Brillenglas und Medizintechnik

Die 3D-Micromac-Lasersystem schneiden Handy-Displays und Gläser für AR-Brillen, bohren mikrofeine Löcher u.a. für die Medizintechnik und teilen PV-Zellen so, dass sie noch effizienter Strom erzeugen. Sven Kunze, Abteilungsleiter Software und Automation (SWAT) bei 3D-Micromac, trägt die Verantwortung für die Automatisierungstechnik und Software, aber auch die Messtechnik. Kunze kommt aus der Welt der Datenbanken und des Web, war Softwareentwickler und Teamleiter in der IT bevor er bei 3D-Micromac AG „in die reale Welt eintauchen“ durfte. Seit vier Jahren ist er beim Lasermikrobearbeitungsexperten für OpenProject zuständig.

Sven KunzeSven Kunze, Leiter Software und Automation bei der 3D-Micromac AG in Chemnitz

Menschlicher Mittelstand mit engagierten Mitarbeitern

Wie viele mittelständische Betriebe des produzierenden Gewerbes ist auch die Chemnitzer Firma geprägt von einem hohen Gemeinschaftsgefühl, erklärt Kunze. Arbeiten bei 3D-Micromac AG ist bei aller Hightech „sehr menschlich“, man hilft sich gegenseitig bei den vielfältigen und vielschichtigen Arbeiten. Auch typisch Mittelstand: Die Organisation der Arbeitsaufgaben war lange eher informell und durch persönliche Gespräche geprägt: Jeder wusste, was er zu tun hat - wenig war verschriftlicht. Das funktioniert bis zu einer gewissen Teamgröße wunderbar, irgendwann wird es jedoch schwierig, den Überblick zu behalten.

Bevor Kunze zur 3D-Micromac AG kam, hatte die Firma zwar schon OpenProject im Einsatz, das Projektmanagement wurde jedoch in einer Mischung aus MS Project und Excel abgewickelt. „Weil anfangs OpenProject nur rudimentär gepflegt wurde, ging mit der Zeit die Performance den Bach runter und dann wollte das auch keiner mehr benutzen“, erzählt Kunze. „Als ich dann einen Ansatz gemacht habe, einen Überblick zu bekommen, wurde daraus ein Commitment, und das hat geklappt.“

Open Source: Einfach mal ausprobieren

Da liege auch der große Vorteil von Open Source, sagt Kunze. Im Gegensatz zu anderen Anbietern auf dem Markt könne man Open-Source-Lösungen einfach mal ausprobieren - ohne große Formalitäten wie Budgetfreigaben. Richtig los ging es dann mit Version 9: Der WYSIWYG-Editor (“What You See Is What You Get“, ein Eingabewerkzeug, das alle vorgenommenen Formatierungen sofort anzeigt) von OpenProject brachte den Durchbruch, denn er zeigte immer gleich, wie eine Änderung im Layout aussieht. „Damit war es bei uns auch für Menschen nutzbar, die keine Tech-Nerds waren“, so Kunze weiter. Gleichzeitig war 3D-Micromac auch auf der Suche nach einem Wiki-System, welches in OpenProject gefunden wurde. Alternativen wie Redmine (worauf OpenProject initial basierte) waren den Chemnitzern „zu komplex und nerdlastig. Vor allem das Benutzerinterface und die Benutzererfahrung von OpenProject hat uns überzeugt“, erklärt der Abteilungsleiter.

Dass OpenProject Open Source ist, war für Kunze wichtig, in der pragmatischen Welt des Maschinenbaus jedoch kein entscheidendes Kriterium. Zwar leitet Kunze drei Entwicklerteams, er hat sowohl Open-Source- als auch DevOps-Hintergrund und leistet regelmäßig Beiträge („Commits“) auch zu OpenProject, aber dennoch betont er: „Wir wollen Zeug, das funktioniert und auch von nicht Technik-affinen Menschen bedient werden kann. Wenn das dann Open Source ist, umso besser.“ Dann lässt sich das vor der Anschaffung auf Herz und Nieren testen, und Kunze selbst kann „reinschauen, ob der Code was taugt.“

Aufgabentracking und Benutzeroberfläche von OpenProject überzeugten

Am Ende sind die Chemnitzer übers Aufgabentracking zu OpenProject gekommen: „Das hat die Aufgabenverteilung transparenter gemacht. Davon profitieren alle, und das das Management kann transparent nachsteuern“ und einzelne Mitarbeiter vor Überlastung schützen – bei vielen motivierten und von selbst aktiven Kollegen ist das manchmal ein echtes Thema.

Mit Hilfe von Templates für Aufgaben, Tickets und Reports konnte 3D-Micromac die Qualität der Zusammenarbeit merklich steigern, wovon vor allem die internen Kunden profitieren. „Im OpenProject nutzen wir vor allem die Arbeitspaket-Templates, es dient aber auch als klassisches Ticketsystem. Die Tickets entstehen aus Vorlagen im Web-Frontend – die Funktionalität für Inbound-E-Mails benutzen wir hingegen nicht.“ Das Vorgehen ist „bei den Kollegen sehr gut angenommen worden, die meisten benutzen das selbstständig und gerne.“

Flexible, unterschiedliche Nutzung von OpenProject in den Abteilungen

Die einzelnen Abteilungen von 3D-Micromac nutzen OpenProject sehr unterschiedlich. Es gibt z. B. das Projektmanagment mit „Riesentemplates“ in drei bis vier Bereichen, wo OpenProject „organisch hineingewachsen“ ist. Bei den komplexen Maschinenprojekten helfen klassische Gantt-Charts in den meisten Phasen von der Konstruktion bis zur Inbetriebnahme beim Kunden. Dazu kommt ein „Phasenplan“ von oben, an den sich die „Gewerke“ mithilfe von „Subphasenplänen“ einsortieren. „Das Tolle: Der Projektleiter sieht von oben, ob die Bottom-Up-Planung wirklich funktioniert“, schwärmt Kunze. „Wir haben Templates mit über 400 Aufgaben aufgesetzt. Das spiegelt dann auch die Komplexität des Maschinenbaus wider und bringt beim Aufsetzen der neuen Projekte gelegentlich selbst OpenProject an seine Grenzen.“

Arbeitspaket Templates von 3D-Micromac in OpenProject Bild: 3D-Micromac - Insbesondere die umfangreichen Maschinenprojekte werden über Phasen- und Subphasenpläne strukturiert und auf die einzelnen Teams (Gewerke) zugeschnitten – über 60 verschiedene Task-Typen wurden inzwischen etabliert.

Daten aus dem CRM bis zur Produktion verfügbar

Auch das Customer Relationship Management (CRM) ist angebunden. „In unserem CRM-System gibt es einen CRM-Identifier für jede Anfrage, den wir – derzeit noch manuell - im OpenProject in einem eigenen Feld pflegen.“ So sind z. B. die vom Sales-Team eingebrachten Aufträge in der Laser-Lohnfertigung direkt mit der internen Aufgaben- und Ressourcenplanung verknüpft.

Arbeitspaket Details von 3D-Micromac in OpenProject Image source: 3D-Micromac - Um eine schnelle Wiederauffindbarkeit der über 100 benutzerdefinierten Felder zu ermöglichen, werden diese durch Präfixe, in diesem Fall A für Applikation, den einzelnen Teams zugeordnet.

Das ausgefeilte Templatesystem geht bei 3D-Micromac so weit, dass der Mitarbeiter an den Lasermaschinen die Fertigungsdaten, Tabellen und mehr direkt aus OpenProject übernehmen kann. „Damit aber nicht genug: Wir haben auch die Kundenzufriedenheit, Machbarkeit, Qualitätskriterien und Taktzeiten im Projektmanagement drin. Das hilft ungemein, weil es bei hunderten von Tasks unmöglich wird, sich alle Details zu merken. Mit den Templates ist es viel einfacher, den Kopf für die eigentliche Aufgabe frei zu halten.”

Auf der Roadmap bei 3D-Micromac: API-Integration und mehr

Kunze und der 3D-Micromac AG gehen die Ideen aber nicht aus. Derzeit denkt er darüber nach, die APIs für die ERP-, CRM- und HR-Tools zu verknüpfen, beispielsweise auch um das Abwesenheitsmanagement automatisch zu integrieren. Die flexible und offene Architektur von Open-Source-Software wie OpenProject macht das einfacher - auch in einem mittelständischen High-Tech-Unternehmen wie der 3D-Micromac AG.

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