CanSatLab: Aus einer Dose einen echten Satelliten bauen mit OpenProject

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Studierende in ganz Europa bauen Satelliten im handlichen Getränkedosenformat – die ESA nennt das Programm CanSat, einen Wettbewerb für Dosensatelliten. Ganz vorne dabei unter Teilnehmenden auch aus den USA, Deutschland und Indien sind da die Ungarn, wo satte 84 Teams mitwirken – und auf OpenProject setzen. Die Rekordbeteiligung am Studentenwettbewerb der ESA ist ein großer Erfolg für das kleine Land, das damit nahezu zu Deutschland aufschließt.

Lesen Sie die folgende Fallstudie, um mehr über dieses faszinierende Projekt zu erfahren.

ESA fordert Studierende heraus, die Simulation eines Satelliten zu entwickeln, der in eine Getränkedose passt

Dabei ist die Aufgabe herausragend: Entwickeln Sie die Simulation eines Satelliten, der in eine handelsübliche Getränkedose passt – das Student Spacelab Network (SSN) ist geboren, um die CanSat Competition der ESA zu unterstützen. Für die Organisation brauchen die Teams OpenProject.

OpenProject Arbeitspaket-Tabelle für das CanSat Lab

Bild: Im CanSat Lab und Student Spacelab Network organisieren sich über 80 Gruppen mit Hilfe von OpenProject um gemeinsam Satelliten zu bauen. (Quelle: SSN)

Dabei klingt die Aufgabe einfach: Das ESA-Projekt (https://www.esa.int/Education/CanSat) verlangt „die Simulation eines echten Satelliten“, inklusive aller gängigen Subsysteme, alles auf dem beengten Raum einer 0,33Liter kleinen Coladose.

Ungarische Studierende planen, bauen und starten Satelliten

In der Getränkedose müssen Energieversorgung, Sensoren und ein Kommunikationssystem verbaut werden. Und beim abschließenden Test muss die kleine Einheit einen Raketenstart überstehen, der sie knapp einen Kilometer hoch in die Atmosphäre trägt, wo ein wissenschaftliches Experiment stattfindet. Alternativ dürfen die Dosen auch von einer Plattform, Drohne oder einem Ballon aus starten – eine sichere Landung ist aber immer ein Muss, damit die Daten des Experiments ausgewertet werden können.

Screenshot aus einem Artikel: CanSat 2025-2026: Fordern Sie Ihre Studierenden heraus, einen Satelliten in Dosengröße zu bauen

Bild: „Challenge your students to build a can-sized satellite“: Unter diesem Motto fordert die ESA Studierende und Wissenschaftler:innen auf, für Nachwuchs zu sorgen. (Quelle: ESA)

Vorgeschriebene Experimente für CanSat

Was die Experimente angeht, ist zum einen das Messen der Lufttemperatur und des Luftdrucks einmal pro Sekunde inklusive Übertragung via Funk vorgeschrieben. Die Bestandteile des zweiten Experiments sind aber komplett dem Studententeam und ihrer Fantasie überlassen – sie reichen vom Messen von Daten des Sinkflugs bis zum Launchen eines Mini-Rovers aus der Dose.

Seit 2025 finden dabei nationale Wettbewerbe statt, und dabei glänzen vor allem die ungarischen Studierenden durch überaus große Beteiligung (https://www.cansatverseny.hu/).

Bild aus dem ungarischen Artikel: CanSat-verseny 2026 geschrieben auf einem Foto, das weibliche Hände mit technischen Instrumenten zeigt

Bild: An nationalen Satellitenbauwettbewerben wie hier in Ungarn nehmen jedes Jahr viele Studenten teil. (Quelle: CanSat)

Gleichzeitig ist man mächtig stolz auf dieses, erste ungarische non-profit Labornetzwerk, das neugierigen, motivierten Teenagern die Möglichkeit bietet, sich in der Raumfahrt einzubringen und mit High-Tech zu arbeiten. Da werden Träume wahr, in einem Land mit einer langen handwerklichen und technischen Tradition – wer denkt schon, er könne einfach so mal an einem Raumfahrtprojekt mitwirken?

Erfolgreicher Nachwuchswettbewerb – Jeder will ins All

Das funktioniert dank guter Planung: Um die Mini-Satelliten zu bauen, braucht es Labore wie sie die Universitäten oder auch gut ausgestattete Firmen haben. Ziel des CSL ist es dabei, das Basis-Equipment zur Verfügung zu stellen, mit dem die Studierenden die Satelliten bauen können, beispielsweise 3D-Drucker oder Lötstationen. Doch damit nicht genug, auch robotergesteuerte Produktionsstraßen, Metall-3D-Drucker, Laser Cutter, CNC-Fräsen und vieles mehr steht zur Verfügung, überall in Ungarn. Auf den Fotos der CanSatLab Finals 2024 sieht man die Teams im abschließenden Wettbewerb mit den Raketen, die die kleinen Satelliten launchen oder wie diese an Fallschirmen sicher wieder zu Boden gleiten.

In Ungarn sind vierzehn Universitäten und zwanzig Firmen an Bord, die Infrastruktur an den über 40 Standorten ist komplett remote erreichbar. Vor Ort, so das Ziel, sind immer Fachkräfte verfügbar, die mit Know-How an den Maschinen aber auch beim Satellitenbau unterstützen können. Wenn es mit der angestrebten Förderung klappt (und danach sieht es Stand Oktober 2025 aus), sollen es sogar 80 Standorte werden. Neben den Mentor:innen gibt es auch Online-Hilfen und -Workshops, hybride Präsentationen und Weiterbildungen sowohl für Studierende als auch die Mentor:innen.

Die nationalen Gewinner:innen lädt die ESA ein, zum „Space Engineer for a Day“, das erst vor einigen Wochen im holländischen Leiden stattgefunden hat (https://cansat.esa.int/about-cansat/european-event/). Und die Studierenden können ihre Arbeiten beispielsweise als Abschlussarbeiten einreichen.

Örs Hunor Detre, Organisator des Student Spacelab Network SSN, in einem Büro mit NASA-Logo im Hintergrund

Bild: Örs Hunor Detre, Organisator des Student Spacelab Network SSN, ein Projekt des CanSat Wettbewerbs der ESA. Quelle: CanSatLab

Auf Erfahrungen vom James Webb Space Telescope aufbauen

Der Mastermind der ungarischen CanSatLabs ist Örs Hunor Detre, selbst lange Jahre bei der ESA beschäftigt. Örs arbeitete von Anfang an am Nancy Grace Roman Space Teleskop RST mit, trug vorher bereits Verantwortung beim James Webb Space Telescope JWST (https://science.nasa.gov/mission/webb/) und stand von 2008 bis 2023 in den Diensten des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg. Fürs JWST betreute er das Mid-Infrared Instrument MIRI als European Electrical Lead und Mechanism Subject Matter Expert, gerne zeigt er Fotos aus seiner Arbeit mit Nasa- und ESA-Experten in Europa und den USA.

Das James Webb Weltraumteleskop, sehr groß und Bienenwaben ähnelnd

Bild: Das James Webb Space Telescope ist das größte seiner Art im Weltraum. Örs Hunor Detre hat daran mitarbeiten dürfen und war für MIRI, das Mid-Infrared Instrument zuständig. (Quelle: NASA, flickr)

„Raumfahrtprojekte sind einfach cool, damit kann man die Menschen motivieren und begeistern, weiß Detre, „und das ist gerade bei Studierenden wichtig.“

Der Ungar hat bei ESA und Nasa gelernt, „wie ein Institut funktionieren sollte“ und hat klare Vorstellungen, wo die Reise hingehen soll. „Jeder will doch das Nasa-Badge, das ist cool, und den Kids zu sagen, auch sie können das bekommen, ist doch toll.“ Und gerade die Astronomie ist da ein wunderbarer Einstieg, der zur Astrophysik führt, und spätestens da kann man sich austoben, „da sind alle Wissenschaften vertreten“, schwärmt er.

Zukunftspläne für CanSat

Nächstes Jahr, so der Wunsch, soll das Projekt noch weiter ausgebaut werden, ein selbstgestecktes Ziel wären eine eigene, ungarische Satellitenkonstellation aus mehr als vier „CubeSats (https://en.wikipedia.org/wiki/CubeSat) – falls es mit der Förderung klappt.

Dann möchte man auch Deutschland überholt haben, die in Sachen Teilnehmer:innen noch auf dem ersten Platz rangieren. “Unser Ziel ist es, dass unsere gemeinnützige Organisation die Weltraumforschung nutzt, um High-School-Schüler für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern. Um dies zu erreichen, bieten wir fachliche und ökologische Unterstützung und arbeiten mit Universitäten, Experten und Weltraumforschungsunternehmen zusammen.” erklärt Detre.

Zehn Universitäten, 150 Mitarbeiter, über 40 Standorte mit OpenProject vernetzt

Damit dieser Plan Realität wird, haben sich zehn Universtitäten mit etwa 150 Mitarbeitenden zusammengetan und ein professionelles Projektmanagement aufgesetzt, natürlich OpenProject. „Wir haben mit der Community-Version auf einem Server für alle Aspekte, über acht Länder angefangen, bis wir bemerkt haben, dass wir Support brauchen.“ Weil die Fördermittel begrenzt waren, wurde das CanSatLab von OpenProject mit der Enterprise Version unterstützt.

OpenProject Wiki mit dem Titel “Projektübersicht: Warum Weltraumforschung?”

Bild: Die Wissenschaftler:innen des SSN / CanSatLab um Detre nutzen heute viele Funktionen von Dokumentation bis zu tiefergehenden Projektmanagement in OpenProject.

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